Radeberger Stadtgeschichte

ZEITTAFEL 1700 - 1800

1700, Kalenderreform in Sachsen, der alte Julianische Kalender wird vom Gregorianischen
Kalender abgelöst.

1706, 13. September Die gesamte schwedische Kriegsmacht rückt im Nordischen Krieg
im Amt Radeberg ein, König Karl XII, übernachtet in Scherzens Mühle, der Stadt-Mühle.
Die Stadt wird mit Truppen belegt. Dieser einzige Tag kostet dem Amt Radeberg 11.205
Taler.

1714, 13. Juli Großer Stadtbrand infolge eines schweren Gewitters. Vernichtet werden die
Kirche, die Schule, das Rathaus, drei Torhäuser, 108 Bürgerhäuser. 160 Familien (559
Personen) sind gänzlich ruiniert.

1714, 20. u. 21. September
Die Bürger Radebergs erstürmen und zerstören die Salpeterhütte, die entgegen ihrem
Willen auf dem gemeindeeigenen Freudenberg errichtet worden war.

1715, Der etwa 40 m hohe Bergfrid des Schlosses wird abgetragen, damit man mit den so gewonnenen Steinen Kirche, Schule und Rathaus wieder aufbauen kann.

1717, 13. Februar Bürgermeister Christoph Seydel beginnt seine bergmännischen
Arbeiten im Tannengrund, dem Unternehmen gibt er den Namen "Sonnenglanz". Die erste
Quelle, die "Stollenquelle" wird entdeckt.

1729, 28. Oktober Auf dem Marktplatz wird die steinerne, vom Dresdner Steinmetz Gottlieb Kretzschmar geschaffene Postsäule aufgestellt. Sie kostet 60 Taler. Ursprünglich sollte die Stadt insgesamt vier Distanzsäulen aufstellen, vor jedem Tor eine, das wurde der
Stadt jedoch 1725 erlassen. Die Säule überstand den Stadtbrand von 1741 unversehrt, 1791
wurde sie erneuert und mehr in die Mitte des Marktplatzes versetzt, 1840 erneut renoviert
und an der Spitze mit einer Laterne versehen, bei der Umpflasterung des Marktplatzes
1852 wurde sie abgebrochen.
1 Postmeile = 9,062 km = 2 Stunden, 1 Stunde = 4.531 km

1730, 10. Dezember Einweihung der neu erbauten Kirche. Superintendent D. Löscher, Dresden, gibt ihr die Bezeichnung "Zum Heiligen Namen Gottes", Altar und Taufstein vom Dresdner Bildhauer Johann Christian Feige.

1732, kamen 923 Salzburger Emigranten nach Radeberg, darunter 311 Kinder. Sie erhielten Herberge und wurden freundlich bewirtet.

1741, Durch eine grobe Nachlässigkeit beim Flachsdörren bricht der Brand aus. Es brennen sämtliche innerstädtischen 107 Wohnhäuser nieder, die drei Pfarrhäuser, vier Torhäuser, das noch nicht vollständig wieder aufgebaute Rathaus. In den Vorstädten brennen 76 Wohnhäuser, 25 Scheunen, 7 Burglehngebäude und die Herrenmühle nieder. Das Haus in der Stolpener Gasse, wo das Feuer ausbrach, durfte nicht wieder aufgebaut werden.

1741, Juni u. Juli Johann Christoph Naumann (*1664 / + 1742) Obrist und General-Accise-Baudirektor, weilt in Radeberg und nimmt den Grundriß der Stadt auf. Der zweitälteste Stadtplan Radebergs liegt gleichfalls im Staatsarchiv Dresden.

1745, 28. März Das letzte Todaustreiben, ein alter heidnischer Brauch, in Radeberg.

1745, Der 2. Schlesische Krieg kostet der Stadt Radeberg 665 Taler Kontribution und insgesamt einen Kostenaufwand von 3250 Talern.

1749, Bau der Hospitalbrücke über die Röder (unterhalb der heutigen Exportbierbrauerei). Die im Bau befindliche Brücke wird im Jahre 1755 durch ein Röderhochwasser zerstört und kann erst 1764 vollendet werden.

1753, Mit der Errichtung eines Schießstandes erhält die Radeberger Schützeninnung neue
Privilegien, mit dem 1795 errichteten "Schützenhaus" wird die Heimstatt an der Pulsnitzer
Straße für die folgenden 150 Jahre begründet.

1758 - 1760, Mit dem Durchmarsch und der Einquartierung von Österreichern, ungarischen Infanteristen und Preußen halten sich zeitweilig bis zu 10 000 Soldaten in und um der .Stadt auf. Die Bevölkerung ist zum Unterhalt der Truppen angehalten und erleidet schwer kompensierbare Verluste.

1758, 16. September Kämpfe zwischen Preußischen und Osterreichischen Soldaten bei Radeberg während des Siebenjährigen Krieges.


1760, Juli Die Mauern des noch vom Brand 1741 in Ruinen liegenden Rathauses werden von Preußischen Soldaten eingerissen, um Ziegel für den Bau von Feldbacköfen zu gewin-nen. 20 000 Mauerziegel waren gefordert, aber die Stadt vermochte nur 7 000 Stück aufzubringen.

1763, 15. Februar
Der Friede von Hubertusburg (b. Oschatz) beendet den Siebenjährigen Krieg. Er hat mehr als 10 000 Sachsen das Leben gekostet, 100 Millionen Taler des Landes verschlungen, Ackerbau, Handel und Gewerbe ruiniert und die Sittlichkeit untergraben. Dem Land entstehen Schulden in Höhe von 40 Millionen Taler.

1767 bis 1769, Nachdem das Rathaus über 26 Jahre in Trümmern gelegen hat, wird mit dem Aufbau, zunächst 2-geschossig, begonnen. Vollendung 1769.Entwurf: Baudirektor Locke aus Dresden,
Ausführung: Maurermeister Fischer und Zimmermeister Hennicke


1768, Auf dem Radeberger Schloßberg wird ein altes Grabgewölbe entdeckt. Mehrere mit dem Leichenbrand gefülltelUrnen, eiserne Waffenreste sowie zahlreiche Römische Münzen aus der Römischen Kaiserzeit werden darin und in der Umgebung des Grabes aufgefunden, inzwischen sind diese jedoch sämtlich verschollen.

1772, Umbau des Schlosses mit Abriß der Ziergiebel, Abtragung von mehreren
Stockwerken über der Silberkammer, dadurch Veränderung der gesamten
Dachkonstruktion, Errichtung einer Stützmauer am Hauptgebäude sowie Errichtung des
Schwibbogens im unteren Hof. Der Riesensaal des Schlosses geht mit diesem Umbau verloren. Mit diesem Umbau erhält das Schloß in etwa sein heutiges Aussehen.

1774, Errichtung der ersten Poststelle in der Mittelgasse Nr. 10, wo sie bis 1858 bleibt.

1775, Mittels einer einfach bedeckten Postkutsche und eines Postboten wird Radeberg in die Postverbindung aus Richtung Dresden und Kamenz einbezogen.

1779, Das Abtragen des Schloßtores und des Pirnaer Tores leitet eine bis 1851 dauernde Veränderung des mittelalterlichen Stadtbildes ein.

1781, Großangelegte Manöver und Exercitien begründen Radebergs Ruf als Garnisonsstadt vor den Toren Dresdens, 1771 Beginn des Garnisonsdienstes bestehend aus Wachdienst, Kampf gegen Räuberbanden, Paraden sowie Schutz der königlichen Anlagen.

1785, Für Radeberg sind vier Jahrmärkte vermerkt, diese finden jeweils donnerstags vor
Lichtmeß, vor Rogate, vor Mariä Geburt und vor Martini statt, vor Martini wird auch
Viehmarkt gehalten.

1787, Einführung der Häuser-Numerierung

1790, In den sächsischen Jagdunruhen und dem kursächischen Bauernaufstand wird die
Radeberger Garnison zum Schutz von Pillnitz eingesetzt. Schloßmüller Senf gilt als ein
Radeberger Rädelsführer.

1791, Der Bau eines Lazarettes ermöglicht die verbesserte Krankenpflege für die Garnison.

1797, Das Schulwesen erhält mit der Anstellung eines Mädchenlehrers, der gleichzeitig Organist ist, eine personelle Verstärkung zu den bis dahin drei Schullehrern.

1798, Die Gründung einer Kattundruckerei ist der Höhepunkt der ersten manufakturellen-industriellen Phase der Stadt. Bandmanufaktur mit Verlagswesen. die Produktion von 12000 Stück Seidenbänder (1803), das Vorhandensein von 300 Webstühlen und die teilweise Existenz von 100 Webmeistern gehören in diese Zeit.