Radeberger Stadtgeschichte
ZEITTAFEL 1800 - 1900
1801, Radeberg hat 1530 Einwohner und 223 Handwerksmeister.
1806, Die Stadt hat 225 Häuser, 37 Baustellen und 934 erwachsene Personen. Sachsen wird Königreich.
1809, Die Stadt Radeberg stellt einen Nachtwächter ein. Damit werden alle Formen alter Wachdienste beendet.
1813, Im Zuge der Napoleonischen Kriege ist Radeberg mehrfach Durchzugsstadt und hat unter den Einquartierungen zu leiden. Napoleon und der russische Zar Alexander 1. weilen aus militärischen Gründen in der Stadt. Durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses verliert Sachsen 1815 mehr als die Hälfte seines Staatsgebietes, vornehmlich an Preußen. Radeberg hat 2940 Taler, 7 Groschen und 2 Pfennige Kontribution aufzubringen.
1830, Die Stadt braucht wie das Land ca. 15 Jahre, um sich von den Folgen der
Napoleonischen Zeit politisch und wirtschaftlich zu erholen. Im Zusammenhang mit den
Dresdener Unruhen bildet sich im März ein Gremium von neun Communerepräsentanten,
deren Hauptforderung nach einer neuen Städteordnung 1832 mit der sächsischen
Verfassung und der Ablösung bäuerlicher Lasten erfüllt wird.
1840, Die Aufnahme des Burglehns in die Stadt, die Aufhebung aller gemessenen Frondienste und die seit 1832 bestehende Möglichkeit der Bauern, ihr Land zu kaufen, beendet alle feudale Überreste im Sinne einer bürgerlichen Stadtentwicklung. Einführung der Kataster-Nummern.
1843, Erstmalige Herausgabe einer Radeberger Zeitung, genannt "Wochenblatt für Stadt und Umgebung".
1845, Der seit 1843 währende Eisenbahnbau verändert mit der feierlichen Eröffnung 1845 (17. November) das Stadtbild und die Wirtschaft in der Stadt nachhaltig. Die Stadt erhält den ersten Turnplatz auf dem "Plane des Schießhauses".
1846, Der Gründung des ersten städtischen Turnvereins folgt 1849 dessen Verbot. Im Zuge
der revolutionären Umwälzungen in Preußen und Sachsen hatten die Städte eine
Kommunalgarde aufgestellt. Nach Beendigung des Belagerungszustandes im Anit
Radeberg 1859 erfolgt die Neugründung des "Städtischen Turnvereins" 1862.
1852 bis 1853, Die Königlich - Sächsische Brigade reitender Artillerie mit vier Geschützen hat 18 Monate lang den späteren sächsischen König Georg in ihren Reihen in Radeberg.
Aufhebung des Stadtgerichts. Am 11.08. Patrimonialgerichte der Rittergüter werden aufgehoben (Gesetz vom 01.08.1855)
1856, Am 01.10. wird das Gerichtsamt gebildet, mit Stadtgericht und Patrimonialgericht. Verschiedene Aufgaben der Verwaltungstätigkeit werden ihm gleichfalls übertragen. 1877 erfolgt die Bildung des Radeberger Amtsgerichts.
1857 bis 1858, Der Bau einer Hohl- und Tafelglasfabrik durch den Industriellen Wilhelm Rönsch begründet die zweite industrielle Phase der Stadt. Ihm folgen später die Sächsischen Glasfabriken AG (1872-1879) und die Wilhelm Hirsch AG (1873) und weitere.
1859, Die Poststation wird am Markt Nr. 5 eingerichtet, wo sie bis zum 30.09.1879 beheimatet bleibt. Eine Bank AG als Vorläufer der Sparkasse nimmt ihre Tätigkeit auf.
1862, Die Stadt Radeberg führt auf der Grundlage eines Gesetzes vom 15.10.1861 die
Gewerbefreiheit als entscheidende kommunalpolitische Maßnahme zur Förderung der
Wirtschaft ein.
Damit sind alle Zunft- und lnnungsordnungen, die seit über 500 Jahren die Wirtschaft der
Stadt bestimmen, hinfällig.
1866, Die Kriegsereignisse im Vorfeld der Reichsgründung sind auch in Radeberg spürbar.
5322 Soldaten und Offiziere sind vor der Schlacht bei Königgrätz (Hradec Kralove) in der
Stadt einquartiert. 9 Radeberger sind gefallen.
1871, Der deutsch-französische Krieg und die Reichgründung beenden die Selbständigkeit
Sachsens. Den gefallenen Radebergern von 1866 und 1870/71 wird ein Kriegerdenkmal
vor der heutigen Gaststätte "Lindenhof" geweiht. (12 Radeberger 1870/71)
In Radeberg wird die Freiwillige Feuerwehr ins Leben gerufen.
Das Turngaufest in der Stadt manifestiert eine neue gesellschaftliche Form des regionalen
Vereinslebens.
1872, Gründung der Radeberger Exportbierbrauerei
1877, Der in Radeberg gegründete Konsumverein verkörpert eine neue Form des Handels. An der Schulstraße wird die neue Schule eingeweiht.
1878, Die Radeberger Garnison wird aufgelöst.
Besuch von Fürst Otto von Bismarck. Er machte Radeberger Pilsner zum Kanzlerbräu
1880, Die Post wird nach der Kirchstraße 1 verlegt.
Die Einrichtung einer Lehrmeierei im Heinrichsthal führt zur erstmaligen Herstellung von "Camembert nach französischer Art" in Deutschland.
1883, Während der Zeit des Sozialistengesetzes sprachen Wilhelm Liebknecht und August
Bebel zu den Arbeitern in Radeberg. Politische Forderungen der Zeit, wie das Verbot der
Sonntagsarbeit, die Schaffung gesetzlicher Bestimmungen über den Normalarbeitstag,
Bestimmungen über Arbeits- und Lohnverhältnisse sowie eine Krankenversicherung führten
zur Sozialdemokratisierung der bereits zahlenmäßig starken Arbeiterschaft in Radeberg
1885,Vor allem durch Zuwanderung aus Böhmen hatte sich die Stadt auf 7377 Einwohner in 1659 Haushalten vergrößert. Damit trat seit 1836 nahezu eine Vervierfachung der Einwohnerzahl ein.
1886, Erweiterung der 1881 ins Leben gerufenen Stadtbibliothek.
1887 bis 1889, Umbau der Kirche
189,0 Entstehung des Ortsteiles zwischen dem Gasthof "Lindenhof" und Lotzdorf.
1891, Die zweite industrielle Phase Radebergs erreicht mit 28 Fabriken, in denen mehr als
2300 Arbeitskräfte in Lohn und Brot stehen, einen vorläufigen Höhepunkt. Neben der
Glasfabrikation hatten sich Gießereien und Maschinenfabriken entwickelt.
Die 1886 gegründeten Vereinigten Eschebachschen Werke und die seit 1872 bestehende
Radeberger Exportbierbrauerei trugen entscheidend zum indstriellen Aufschwung und zur
Verbreitung des Namens der Stadt bei.
1895, Das Postamt erhält an der Dresdner Straße einen noch heute bestehenden repräsentativen Bau.
1897, Seit 1894 wird die erste umfangreiche Wasserleitung der Stadt mit 462
Hausanschlüssen realisiert. Bis dahin wurde das Wasser in Trögen, Brunnen und hölzernen
Wasserleitungen sowie aus der Röder für den täglichen Gebrauch genutzt.
1898, Mit der Einweihung der Pestalozzischule erhält Radeberg den dritten Schulbau.
1899, Die Einweihung der Turnhalle an der Pulsnitzer Straße schafft die notwendigen Voraussetzungen für einen ganzjährigen Turnbetrieb.